Pressemeldungen
Als wichtigen Baustein auf dem Weg zur Souveränität von Milcherzeugern und -erzeugerinnen bezeichnete der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz den Leitfaden für Verträge im Milchsektor, den die MEG Milch Board zusammen mit dem European Milk Board herausgebracht hat. „Der Leitfaden ist ganz klar eine Weiterentwicklung der RoadMap Milch & Markt, in der wir schon vor dem Auslaufen der Quote für die Einführung einer verpflichtenden vertragsgebundenen Milchvermarktung plädiert haben.“
Bislang gehört der Milchsektor zu den wenigen Wirtschaftszweigen, in denen es weit verbreitet ist, dass der Kunde – nämlich die Molkereien – für die Produzenten*innen eine Abrechnung erstellt. Das heißt also, dass von den Erzeugern*innen selbst keine Rechnungen verschickt werden. Im Milchkaufvertrag finden sich dann nicht immer die Positionen der Milcherzeuger*innen wieder. Der Vorstand der MEG Milch Board Albert Pröpster stellt klar, dass es sich um einen Paradigmenwechsel handelt: „Bislang basieren die Verträge auf den Bedürfnissen der Molkereien. Das wollen wir umkehren und die Kostensituation und Interessenslage der Milcherzeuger*innen zur Grundlage der Milchvermarktung und Vertragsverhandlung machen.“
Der Milch Marker Index lag mit einem Stand von 111 um ein Prozent über dem Vorjahresdurchschnitt, nachdem er im Oktober 2021 bei 112 gelegen hatte. Die Milcherzeugungskosten in Deutschland sind im Januar 2022 mit durchschnittlich 45,88 Cent pro Kilogramm nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau und haben sich gegenüber dem Vorquartal mit 46,13 Cent pro Kilogramm kaum verändert, auch wenn die Kosten insbesondere für Energie, Kraftfutter und Düngemittel weiter angestiegen waren. Die aktuellen Kostensteigerungen, die wir seit Januar 2022 feststellen, sind hier noch nicht erfasst. Im Vergleich zum Oktober haben sich die Einnahmen aus der Rindererzeugung ebenfalls immens erhöht, sie werden als Koppelprodukt von den Milcherzeugungskosten abgezogen.
Mit 41,64 Cent je Kilogramm erreichte der Milchauszahlungspreis im Januar 2022 einen lange nicht gekannten Wert und lag damit um 4,15 Cent höher als im Oktober 2021 bzw. um 4,63 Cent pro Kilogramm über dem Vorjahresdurchschnitt. Trotzdem sind noch neun Prozent der Kosten nicht gedeckt; im Oktober 2021 waren es 19 Prozent.
Eine Verbändegemeinschaft landwirtschaftlicher Verbände hat heute ihr neues Eckpunktepapier „Preise für unsere Agrarprodukte, die eine wirtschaftlich nachhaltige Weiterentwicklung unserer Betriebe ermöglichen“ an die Agrarministerinnen und -minister von Bund und Ländern geschickt. Die Verbändegemeinschaft fordert in ihrem Brief die Agrarministerinnen und -minister auf, die anstehende Agrarministerkonferenz Ende März zu nutzen, um die Umsetzung der gemeinsamen Forderungen einzuleiten.
Die Verbände verweisen im Eckpunktepapier auf die unzureichende Marktstellung der Erzeugerinnen und Erzeuger in der Wertschöpfungskette, die dauerhaft viel zu niedrige Preise für die tierhaltenden Betriebe bedeutet. Im Schweine- und im Milchsektor ist trotz der aktuell höheren Preise eine gewinnbringende Produktion nach wie vor nicht möglich, da auch die Produktionskosten exorbitant gestiegen sind.
Im Oktober 2021 betrug der Milch Marker Index 112, somit sind die Milcherzeugungskosten im Vergleich zum Basisjahr 2015 um 12 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Juli 2021 lagen die Milcherzeugungskosten in Deutschland mit 46,13 Cent pro Kilogramm Milch um knapp einen Cent höher, und der Milch Marker Index legte um 2 Prozent zu.
Da der Milchauszahlungspreis im gleichen Zeitraum um 1,66 Cent auf 37,45 Cent pro Kilogramm anstieg, veränderte sich die Preis-Kosten-Ratio von 0,79 auf 0,81. Der Milchauszahlungspreis deckt damit immer noch 19 Prozent der Kosten der Milcherzeugung nicht. Die Milcherzeugungskosten stiegen in allen drei Regionen Deutschlands. Insbesondere bei den süddeutschen Betrieben, in denen überwiegend Doppelnutzungsrassen wie das Fleckvieh eingesetzt werden, konnte der Kostendruck etwas besser abgefangen werden. Dies lag jedoch an den ebenfalls deutlich angestiegenen Rindererlösen.
Lieben Sie Billigpreise mehr als Lebensmittel?
EDEKA legt der Werbung zufolge viel Wert auf Regionalität, Nachhaltigkeit und hochwertige Lebensmittel. „Doch wie passt das zusammen mit einer Mitteilung, die an einigen EDEKA-Märkten die Kundinnen und Kunden darüber informierte, dass Produkte zweier Molkereien ausgelistet wurden, weil sie angeblich ein zu teures Angebot gemacht haben?“, fragt sich der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz.