MMI Ausgabe 3/2017: Stillstand für die Milchbauern

Zum Juli 2017 wurde die Berechnung und Prognose der Milcherzeugungskosten in Deutschland auf die Basis der im Juni 2015 von der EU neu veröffentlichten INLB-Daten umgestellt. Der aktuelle MMI für April 2017 liegt mit 101 Indexpunkten jetzt auf dem Niveau von 2011. Bei Milcherzeugungskosten von durchschnittlich 42,00 Cent pro Kilogramm und seit Januar um 0,11 Cent nur leicht erhöhten Milchauszahlungspreisen liegt die Preis-Kosten-Ratio bei 0,81 und die Unterdeckung der Milcherzeugungskosten bei weiterhin fast 20 Prozent. Während sich die Milcherzeugungskosten in den Regionen Nord und Süd im letzten Vierteljahr kaum veränderten, stiegen sie im Osten vor allem durch einen größeren Futterzukauf und geringere Rindererlöse bereits um 1,5 Cent je Kilogramm Milch wieder an. Die Milchauszahlungspreise lagen im April 2017 im Norden mit 33,26 und in der Region Ost bei 33,91 Cent pro Kilogramm, nur in der Region Süd stiegen die Auszahlungspreise im zurückliegenden Vierteljahr um 0,4 Cent auf 34,57 Cent überhaupt nennenswert an.

Nach der Umstellung der Datenbasis liegen nun die endgültigen Milcherzeugungskosten für 2014 vor (44,39 Cent pro Kilogramm, die Prognose lautete bisher 45,08 Cent pro Kilogramm).

Die Prognosen für die Jahre 2016 und den MMI für Januar 2017 wurden auf der neuen Datenbasis ebenfalls aktualisiert, woraufhin die Milcherzeugungskosten um rund zwei Cent auf 41,17 bzw. 41,94 Cent pro Kilogramm nach unten korrigiert wurden.

Hintergrund sind Kriseneffekte, die sich bisher bei der Berechnung auf Grund der noch fehlenden Daten nicht berücksichtigen ließen: Gerade bei den nicht-spezifischen Kosten wie Abschreibungen, Löhne und auch die sonstigen Gemeinkosten gab es seit 2015 massive Einsparungen durch die Milcherzeuger.

Bündelung allein reicht nicht

Die aktuelle Marktlage ist geprägt von einer bisher nie dagewesenen Fettknappheit. Seit einigen Wochen steigen die Notierungen für Käse ebenfalls kontinuierlich an, auch Vollmilchpulver erfreut sich reger Nachfrage. Deutschland als Käseland profitiert von dieser Entwicklung. Die Ursache sieht der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Peter Guhl in einem knappen Rohstoffangebot begründet. „Die Krisenprogramme der EU und des Bundes haben gegriffen. Wieder einmal hat sich gezeigt, welchen Schaden geringe Übermengen am Markt anrichten können.“

Dennoch ist Guhl unzufrieden: „Wir sehen aktuell sehr positive Entwicklungen am Milchmarkt, die sich aus unserer Sicht nicht zufriedenstellend auf die Milchpreisentwicklung auswirken. Rohmilch ist ein zunehmend knappes Gut. Deutlich wird dies aber nur in Regionen mit funktionierendem Wettbewerb.“ Als Beispiele nennt Guhl Sachsen und Thüringen. Private Großmolkereien buhlen dort seit Monaten um die Gunst der Milcherzeuger und bezahlen dafür überdurchschnittliche Milchpreise. Wo hingegen die Milch in „festen Händen“ ist, fällt die Preisdynamik trotz ähnlicher Verwertungen gedämpft aus. Für Guhl sagt dies einiges aus: „Von den Molkereien - egal ob genossenschaftlich oder privat - sind keine Preisgeschenke zu erwarten. Wir Milcherzeuger müssen für gute Milchpreise in den Preis- und Vertragsverhandlungen kämpfen.“ Bisher sei dies schwierig gewesen, weil die Organisation der Milcherzeuger am Milchmarkt nicht vorhanden oder erst im Aufbau war. Dies habe sich mittlerweile geändert. Mit der Bayern MeG und ihren 4,5 Mrd. kg Milch hat sich für Guhl eine neue, ernstzunehmende Größe gebildet. Aus dieser Größe entwächst für ihn aber auch Verantwortung! „Die Bayern MeG tritt bisher vor allem als Dienstleister für ihre Mitglieder auf und weniger als Vermarkter. Ich glaube an das Potential der Bayern MeG. Es ist Zeit, dass sie sich ihrer Stärke bewusst wird und sich aktiv am Milchmarkt einschaltet. Die Größe dafür hat sie.“

Der Vorsitzende der Milch Board rechnet in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Milchpreisen. Besonders der außergewöhnliche Hitzesommer in Südeuropa werde die Situation weiter befeuern. Guhl traut dem Markt auch Überraschungen zu: „Sobald der Eiweißmarkt in Folge eines rückläufigen Angebots anzieht, werden die Preise spürbar ansteigen.“ Preise jenseits der 40 Cent-Marke hält er im Herbst für realisierbar.

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Weitere Grafiken

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> Grafik Kostendeckung