Mengen seit Juli über dem Vorjahr
GÖTTINGEN. Der Handel senkt die Preise für Butter und Käse. Die Molkereien reichen die Preissenkungen an die Erzeuger weiter.
Seit dem Juli liegt die Milchanlieferung in Deutschland über dem Vorjahr. Entgegen dem üblichen saisonalen Trend ist sie weiter gestiegen und hat das Niveau der letzten beiden Jahre deutlich überschritten. Die Molkereien erfassten laut Schnellberichterstattung der ZMB Zentrale Milchmarktberichterstattung GmbH in der 40. Woche 1,0 Prozent mehr Milch als in der Vorwoche. Der Abstand zur Vorjahreswoche beträgt 6,2 Prozent.
Bedingt durch die Blauzungenerkrankung hat sich der Abkalbezeitpunkt von sehr vielen Kühen verschoben. Es ist damit zu rechnen, dass dadurch die saisonale Anlieferungskurve empfindlich verändert wird. Auch international wird von steigenden Milchmengen berichtet, sowohl in Europa als auch in Übersee. In der EU weisen vor allem Polen und Ungarn hohe Steigerungsraten auf.
Butter und Käse billiger
Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in den Marktindikatoren wider: An der Süddeutschen Butter- und Käse-Börse in Kempten lag die Notierung für geformte Markenbutter zuletzt zwischen 5,55 und 6,25 €/kg. Der Kieler Rohstoffwert des Instituts für Ernährung und Ernährungswirtschaft sank im September auf 44,5 ct/kg, das sind 9,2 ct/kg weniger als im Vorjahr.
Diese Gelegenheit nutzten die deutschen Lebensmittelhändler, um die Preise für Molkereiprodukte drastisch zu senken. Zunächst preschte Lidl hervor und senkte die Butterpreise binnen kürzester Zeit von 1,99 € auf 1,49 € für das 250 g-Paket. Die anderen Händler zogen nach. Beim Käse eröffnete Konkurrent Aldi die Preis-Rally. Wie das trotz laufender Kontrakte möglich war, bleibt spekulativ.
Als Folge stehen die Molkereien unter noch stärkerem Druck, den sie an ihre Lieferanten weitergeben. Erste Molkereien haben das Milchgeld bereits zurückgenommen, weitere Senkungen des Auszahlungspreises wurden angekündigt. Dennoch wird Milch gesucht. Das könnte bei zunehmend strukturellem Milchmangel schwierig werden.
Der aktuelle Milch Marker Index der MEG Milch Board, der den Berechnungsstand vom Juli 2025 widerspiegelt, zeigt im Bundesdurchschnitt eine Kostendeckung auf. Diese Situation droht sich nun wieder umzukehren, zu Lasten der Milcherzeuger.
